Autor: Stefan Feld, für 2-4 Spieler, Alter 13+, ca. 30min, Verlag: HUCH! and friends
Trajan ist ein Plättchen-Sammelspiel von einem bekannten Autor mit Mancala-Prinzip im Kennerspielbereich. Jeder Spieler erhält ein Spieltableau mit abgebildeten Schalen und vorgedrucktem Platz für Plättchen. In die Tischmitte kommt ein Plan, der in mehrere Spielbereiche unterteilt ist. Oben befinden sich Provinzen mit dem Militärbereich, dann folgt ein Arbeiterlager und ein Hafen, weiter unten sind ein Forum, ein Trajansbogen und ein Senatsbereich. Diese Bereiche finden sich ebenfalls auch auf den Spielertableaus wieder.
Im Laufe des Spiels wird der Plan mit einigen Plättchen bestückt, die es zu sammeln gibt. Der Clou hierbei: Die Mancala Schalen sind alle gekoppelt an die Spielplanaktionen. Landet nun ein Spielstein als letztes in einer Schale, dann spiele ich diese Aktion. Hierbei gilt es genau zu überlegen, welcher Stein in welcher Schale platziert wird, denn sind die Aktionssteine farbgleich mit einem Trajanplättchen oberhalb der Schale, dann darf ich dadurch eine zusätzliche Aktion machen, oder bekomme Siegpunkte, dauerhafte Effekte oder ähnliches. Außerdem ist es Tüftelei, wie ich das hinbekomme, die Aktion zu spielen, die ich möchte. Denn Schalen, in denen ich anfange, Steine zu entnehmen (Ausgangsmulde), müssen komplett geleert werden und enden dann womöglich genau nicht dort, wo ich möchte.
Aber dieses Spiel bietet unwahrscheinliche Verzahnungen und genau das macht hier auch den Spielreiz aus. Deshalb kann es Sinn machen, eine Aktion zu spielen, die ich eigentlich nicht möchte, um das Trajanplättchen darüber sinnvoll zu nutzen, oder um ein Bonusplättchen zu erhalten, das mir eine andere Bonusaktion erlaubt.
Das Spiel verlangt einem einiges an Denkarbeit ab, hat aber dennoch einfache Mechanismen, die gut verzahnt sind, mit fast keinem Glücksfaktor. Man hat allerdings einiges an Plättchen zu sortieren und aufzubauen, kann aber dieses Spiel auch mehrmals hintereinander spielen, da man sich immer mehr verbessern möchte. Interessant ist hier noch zu beachten, dass ich zwar viele Aktionssteine in einer Schale versammeln kann, aber mit jedem Stein, der die Schale verlässt, macht der Rundenzähler einen Schritt und so läute ich unbewußt oder bewußt das Runden- oder Spielende ein. Der Rundenzähler wird 4×4 Runden weitergesetzt und nach einmal 4 Runden (einem Quartal) folgt jeweils eine Abgabe an Plättchen. Habe ich diese zufällig aufgedeckten Gaben (Brot, Spiele und Religion) nicht, muss ich Siegpunkte abgeben Das kann einen sehr hart treffen. Wer dann im Senat die Stimmen-Mehrheit hat, erhält eine Bonustafel fürs Spielende, der zweite bekommt die andere Seite der Bonustafel mit einer schwächeren Form.
Nach dem 4.Quartal endet das Spiel. Hier gibt es noch Punkte für Warenkarten, Arbeiter oder Legionäre auf dem Plan, Trajanplättchen, Bonustafeln und für Sätze von gleichen Bauplättchen.
Das denklastige Spiel macht durchaus Spaß. Man muss immer voll konzentriert sein und versuchen, möglichst viele Boni zu nutzen. Leider ist das Spiel eher mechanisch als thematisch. Außer, dass der Trajansbogen auch im Spiel ein wichtiges Element ist, wäre das Thema ansonsten austauschbar. Doch wer ein Spiel zum Denken, mit hohem Wiederspielreiz sucht, kann hiermit getrost viel Zeit verbringen und nichts falsch machen. Für Familien ist dieses Spiel nicht zwingend geeignet. Es hat allerdings eine gut verständliche, farbig sinnvoll unterteilte Anleitung mit vielen Bildern, einer eindeutigen Symbolik und einer sehr guten Kurz-Spielübersicht. Grafisch ist das Spiel leider sehr ernüchternd und mehr funktional als schön gezeichnet. Das Spiel ist in jeder Besetzung gleich gut spielbar, aber mit 4 Leuten wird die Downtime entsprechend länger, es wird mehr Kämpfe um die Provinzen und Boni geben. Außerdem spielt jeder sein Tableau mehr für sich, aber der Hauptspielplan ist durch die Siegpunkte (der erste erhält die volle Punktzahl), die Boni, die Bonustafeln und die Trajanplättchen hart umkämpft.
